Nährstoffbericht Niedersachsen 2023/2024 – Maßnahmen zeigen positive Wirkung
Heute wurden die Ergebnisse des 12. niedersächsischen Nährstoffberichtes 2023/24 vorgestellt. Die rechtlich maximal zulässige Stickstoffdüngung wird auf Landesebene weiterhin nicht mehr voll ausgeschöpft. Auch der Rückgang des Nährstoffaufkommens aus der Tierhaltung in den viehstarken Regionen setzt sich weiter fort. Regional treten jedoch weiterhin Nährstoffüberschüsse auf.
ISN: Die Anstrengungen der Landwirtschaft der vergangenen Jahre tragen Früchte. Doch auch die Ausstiegswelle aus der Schweinehaltung, die sich in den vergangenen Jahren vollzogen hat – auch in Niedersachsen – zeigt Wirkung. Nun ist es wichtig, nicht mit weiteren rechtlichen Einschränkungen und noch mehr Bürokratie über das Ziel hinauszuschießen, sondern die betrieblichen und überbetrieblichen Nährstoffkreisläufe zu unterstützen.
Die Düngebehörde der Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat im Auftrag des niedersächsischen Agrarministeriums heute zum 12. Mal den jährlich erscheinenden Niedersächsischen Nährstoffbericht vorgelegt. Konkret geht es um den Meldezeitraum vom 1. Juli 2023 bis zum 30. Juni 2024.
Staudte: Niedersachsen ist auf dem richtigen Weg
Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte erklärte heute in einer Pressemitteilung, dass die Maßnahmen des Nährstoffmanagements positive Wirkung zeigen und die rechtlich zulässige Stichstoffdüngung auf Landesebene weiterhin nicht mehr voll ausgeschöpft werde. Trotzdem stehe das Tierhaltungsland Niedersachsen weiter unter Beobachtung – insbesondere wegen der regional weiterhin auftretenden Nährstoffüberschüsse. Ziel müsse es sein, die Vorgaben der EG-Wasserrahmenrichtlinie und EU-Nitratrichtlinie zu erreichen.
Beim Bund will sich die Ministerin weiterhin für eine stärkere Verursachergerechtigkeit einsetzen. Betriebe, die nachweislich gewässerschonend wirtschaften, sollen von bestimmten Auflagen der Bundes-Düngeverordnung befreit werden können. Die neue Bundesregierung müsse dafür schnellstmöglich die rechtlichen Voraussetzungen schaffen.

Stickstoffaufbringung aus organischen und organisch-mineralischen Düngemitteln gemäß DüV auf Ebene der Landkreise / kreisfreien Städte ©Nährstoffbericht Niedersachsen 2023/2024
Stickstoff-Düngesaldo deutlich unter zulässigem Wert
Das Stickstoff-Düngesaldo (N-Saldo) auf Landesebene ist mit minus 34.988 Tonnen Stickstoff (im Vergleich vom Vorjahr: minus 50.461 Tonnen Stickstoff) wieder leicht angestiegen, liegt aber weiterhin deutlich unterhalb der rechtlich zulässigen Düngung. Die Vorgaben der Düngeverordnung werden auf Landesebene weiterhin eingehalten bzw. die zulässige Düngung nicht mehr voll ausgeschöpft. Eine rechnerische Überschreitung des Düngebedarfs liegt noch in 80 Gemeinden bzw. fünf Landkreisen vor, die sich in der Summe auf rund 1.681 Tonnen Stickstoff (im Vorjahr: vier Landkreise mit 4.390 Tonnen Stickstoff) beläuft. Für die Berechnung des N-Düngebedarfs und dem Mineraldüngereinsatz wurden erstmals vollumfänglich Daten aus diesbezüglichen Meldungen aus ENNI 2023 genutzt.
Nur ein Landkreis überschreitet die Stickstoff-Obergrenze
Wie im vergangenen Jahr, liegt nur noch ein Landkreis über der festgelegten 170 kg N-Obergrenze der Stickstoffaufbringung aus organischen und organisch-mineralischen Düngemitteln. Allerdings konnte der Landkreis Cloppenburg die Stickstoffausbringung von 189 kg Stickstoff pro Hektar auf jetzt 175 kg Stickstoff pro Hektar reduzieren, so dass die 170-kg-Grenze nur noch leicht überschritten wird.

Entwicklung des N-Anfalls aus der Tierhaltung in Niedersachsen auf Landesebene ©Nährstoffbericht Niedersachsen 2023/2024
Weniger Dung- und Gärreste aus Tierhaltung und Biogasanlagen
Der Dung- und Gärrestanfall aus der Tierhaltung und den Biogasanlagen ist weiterhin rückläufig: Er beläuft sich im Berichtszeitraum 2023/24 auf 52,7 Mio. Tonnen und liegt damit 0,4 Mio. Tonnen unter der Menge des Vorjahres (- 0,8 %).
Mineraldüngerabsatz leicht gestiegen
Der Absatz von Mineraldünger ist nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes zuletzt wieder leicht angestiegen von rund 142.000 Tonnen Stickstoff-Mineraldüngerabsatz im Wirtschaftsjahr 2022/23 auf rd. 158.000 Tonnen im aktuellen Berichtszeitraum. Insgesamt haben sich die Betriebe auf veränderte Rahmenbedingungen für den Einsatz von mineralischen Stickstoff-Düngern eingestellt und setzen den mineralischen und organischen Dünger offenbar gezielter ein.
Phosphat-Überschuss sinkt weiter
In fünf Landkreisen (Cloppenburg, Emsland, Grafschaft Bentheim, Oldenburg, Vechta) ergibt sich ein rechnerischer Überschuss der Phosphat-Aufbringung (Düngung über Bedarf) von insgesamt rund 2.935 Tonnen Phosphat (im Vorjahr: 4.058 Tonnen). Der landesweite Phosphatdüngesaldo (ermittelter Bedarf vs. Düngung) beträgt minus 19.138 Tonnen Phosphat bzw. minus 8 Kilogramm Phosphat je Hektar. Dies bedeutet, dass auf Landesebene insgesamt 19.138 Tonnen Phosphat unterhalb des rechnerischen Phosphat-Bedarfs gedüngt wird.
Noch Handlungsbedarf bei Grund- und Oberflächengewässern
In Bezug auf die Nährstoffbelastung in den Grund- und Oberflächengewässern kann ein positiver Trend bisher noch nicht an allen Messstellen verzeichnet werden. Über die Hälfte der Grundwassermessstellen mit Nitratwerten über 50 mg/l weisen bisher keinerlei Veränderung auf. Einen guten ökologischen Zustand beziehungsweise das gute ökologische Potential erreichen derzeit nur drei Prozent der Oberflächenwasserkörper.
Die ISN meint:
Die Nährstofffrage stellt ohne Zweifel eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Der jährlich veröffentlichte Nährstoffbericht aus Niedersachsen zeigt bereits seit einigen Jahren, dass die Landwirtschaft diese Herausforderung angenommen hat und sich die Mühe lohnt. Die Maßnahmen greifen, wenn man ihnen Zeit gibt. Der Nährstoffüberschuss ist landesweit komplett abgebaut und auch in den viehintensiven Regionen nimmt das Nährstoffaufkommen kontinuierlich ab. Das ist eine große Leistung, die Anerkennung verdient!
Das verminderte Nährstoffaufkommen macht jedoch auch die große Ausstiegswelle in der Schweinehaltung – insbesondere in den Jahren 2020 bis 2023 – deutlich. Um diese weiter zu verlangsamen, ist es wichtig, nicht mit weiteren rechtlichen Einschränkungen und immer mehr Bürokratie über das Ziel hinauszuschießen, sondern die betrieblichen und überbetrieblichen Nährstoffkreisläufe zu unterstützen und zu optimiren.