Rückblick: Mitgliederversammlung der Jungen ISN auf Haus Düsse
Kürzlich traf sich die Junge ISN zur diesjährigen Mitgliederversammlung auf dem Lehr- und Versuchsgut Haus Düsse in Bad Sassendorf. Die Veranstaltung bot eine gelungene Mischung aus fachlichem Austausch und praxisnahen Impulsen für die Betriebsentwicklung.
Praxisnaher Einblick: Stall der Zukunft & Sauenhaltung
Zu Beginn ging es direkt zum neu gebauten Stall der Zukunft
. Hierbei handelt es sich um ein innovatives Forschungsprojekt des Landwirtschaftsministerium NRW. Im Rahmen der Nutztierstrategie wurden hierbei zwei Ausbildungs- und Demonstrationsställe errichtet – insbesondere mit dem Fokus auf Tierwohl, Umwelt und Verbraucherakzeptanz, um neue Wege in der Schweinemast aufzuzeigen. Die Teilnehmenden hatten vor Ort die Möglichkeit, sich die zwei modernen Mastställe in den Haltungsformstufen 3 und 4 detailliert anzuschauen.
Stallkonzept 1: Evolutionär
Das Stallkonzept 1, welcher von der Mitarbeiterin der Landwirtschaftskammer auch als Evolutionärer
Maststall vorgestellt wurde, zeichnet sich durch einen wärmeisolierten Liege- und Ruhebereich mit einem nach innen gerichteten bzw. innenliegenden Auslauf aus. Sowohl das Dach als auch die Giebel- und Traufseiten sind geöffnet, sodass hier trotz der nach innen gerichteten Lage des Auslauf die Außenklima- und Wetterbedingungen komplett von den Tieren wahrgenommen werden können. Der Stall erfüllt die Anforderungen der Haltungsform 3 und stellt eine Weiterentwicklung bereits bestehender, konventioneller Systeme dar.
Stallkonzept 2 – Revolutionär:
Das Stallkonzept 2 – der Revolutionäre Stall – enthält mehrere Besonderheiten bei denen deutlich wird, dass der Innovationsgrad deutlich höher liegt. Der Stall erinnert äußerlich an ein Gewächshaus - mit automatischem Cabriodach
, welches entsprechend der Wetterbedingungen automatisch geöffnet oder geschlossen werden kann sowie offenen Seiten mit Windschutznetzen. Eine weitere Besonderheit dieses Stalls ist ein Förderband im Kotbereich, durch das Urin hindurchläuft und Kotbestandteile oberflächig abtransportiert. Hierdurch sollen Kot und Harn so früh wie möglich voneinander getrennt werden, um Emissionen zu reduzieren. Zusätzlich gibt es einen Wühlgarten mit Hackschnitzelbett zur Förderung natürlichen Verhaltens. Dieser Stall strahlt insgesamt einen besonderen Innovationscharakter aus und zeigt eher, was möglich sein kann - nicht unbedingt das, was sofort für jeden Betrieb machbar ist.
Umgebaute konventionelle Sauenhaltung
Im Anschluss an den Stall der Zukunft wurde der Fokus auf die Sauenhaltung gelegt. Nach der Besichtigung der ökologischen Sauenhaltung ging es in den Besuchergang der bereits umgebauten konventionellen Sauenställe. Ein Mitarbeiter der Einrichtung stellte die Haltungseinrichtungen im Abferkel-, Deck- und Wartebereich detailliert vor und teilte den Teilnehmenden seine praktischen Erfahrungen aus dem Arbeitsalltag mit. Besonders im Abferkelbereich konnten verschiedene Buchtensysteme vorgestellt und ausgiebig diskutiert werden. Auch der frisch eingeweihte Wartebereich für die tragenden Sauen mit einem überdachten und mit Stroh eingestreute Auslauf wurde besichtigt. Niedrige Trennwände innerhalb des Abteils ermöglichen nicht nur den Besuchern und Stallmitarbeitern, sondern auch den Sauen selbst einen guten Überblick über das Abteil. Der Auslaufbereich ist für die Sauen nur über die zentral gesteuerten Abrufstationen zugänglich.
Deckzentrum mit Außenklima
Ein besonderer Programmpunkt war das umgebaute Deckzentrum: Da ab Februar 2029 keine Fixierung der zu besamenden Sauen mehr erfolgen darf und ein Platzangebot von 5 m² pro Tier erforderlich ist, waren die Teilnehmenden besonders an der Umsetzung dieser Vorgaben interessiert. Durch die Öffnung der Giebelwand zeichnet sich das Deckzentrum nun durch einen Außenklimareiz aus. Um einen zugfreien Liege- und Rückzugsbereich zu schaffen, wurde dieser Bereich mit einer Abdeckung versehen. Die Besamungsstände sind als Selbstfang-Fressstände ausgestaltet, die die Sauen jederzeit selbständig aufsuchen und wieder verlassen können.
Insgesamt erhielten die Teilnehmenden wertvolle Impulse für die eigene Betriebsentwicklung und konnten sehen, welche Lösungen sich bereits bewährt haben und worauf bei der Planung zu achten ist.
KI im Schweinestall nutzen?
Im Anschluss an das gemeinsame Mittagessen folgte ein Vortrag zum Thema Künstliche Intelligenz in der Schweinehaltung
. Neue Erkenntnisse und digitale Ansätze zur Tierbeobachtung und Bestandsführung wurden vorgestellt und diskutiert. Auch wenn KI im Schweinebereich derzeit noch in erster Linie zu Projekt- und Forschungszwecken oder aber in größeren Betrieben eingesetzt wird, hat die Technik großes Potential, um die tägliche Arbeit im Stall zu unterstützen. Diskutiert wurden hierbei insbesondere die Tierbeobachtung, das Thema Tiergesundheit und auch das Erkennen sowie die Früherkennung von Verhaltensstörungen wie Schwanzbeißen. Am Ende lässt sich aber festhalten: Es ist ein großer Aufwand, die KI-Systeme zu validieren, damit die Systeme mehr lernen
. Daher wird es noch einiges an Entwicklungsarbeit erfordern, bis entsprechende Systeme serienmäßig im Schweinestall eingebaut werden können. Außerdem wird die Verantwortung im Betriebsalltag weiterhin beim Menschen liegen, da der Mensch im Stall nicht ersetzt werden kann.
Neuwahlen im JISN-Sprecherteam
Nach den Vorträgen standen im offiziellen Teil der Veranstaltung Wahlen im Sprecherteam der Jungen ISN an.
Vier Mitglieder verabschiedeten sich aus dem Team – wir danken ihnen herzlich für ihr langjähriges Engagement und die wertvolle Arbeit! Im Zuge der Neustrukturierung wurde das Sprecherteam bewusst etwas verkleinert. Somit freuen wir uns über zwei neue Gesichter - für die frei gewordenen Plätze wurden einstimmig Pauline Böke und Marie Bols gewählt. Beide werden sich ab sofort ehrenamtlich im Sprecherteam der Jungen ISN engagieren. Herzlich willkommen und viel Erfolg für die kommenden Aufgaben!



